Nach Zinsentscheid der EZB – Börsen in Europa im Höhenflug

Die letzte Woche hatte es bekanntlich in sich. Am vergangenen Mittwoch verkündete uns die FED ihre nicht unerwartete Zinsanhebung von 0,25 % auf aktuell einen Leitzins in der Spanne von 5,25 % und 5,50 %.

Die EZB kam nachträglich am Donnerstag zu Wort und hat auch hier die Markterwartungen mit einer moderaten Zinserhöhung von 0,25 % erfüllt. Noch ist hier nicht absehbar wie die Entscheidung bei der kommenden Ratssitzung im September ausfallen wird. Am Markt sieht man hier aber auch die Tendenz, in Richtung der USA schielend, dass auch bei uns in Europa der Zinserhöhungszyklus bald Geschichte sein wird. So konnten unsere Titel im Europa-Depot überwiegend zulegen. Heute betrachte ich freilich allerdings erst einmal die Aktien der Palfinger sowie der Meyer Burger.

Palfinger: Beste erstes Halbjahr der Unternehmensgeschichte

Der Kranhersteller Palfinger hat im ersten Halbjahr einen neue Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis erzielt. Der Umsatz liegt bei rund 1,2 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anstieg von +16,9 % zum Vorjahreszeitraum. Der Gewinn lag bei 63,3 Mio. Euro (+61,5 %). Nach Unternehmenskreisen konnte das beste erste Halbjahr durch das Zusammenspiel von Preiserhöhungen, ein guter Produkt-Mix sowie der Rückgang bei Kosten für Rohstoffe und Frachten erreicht werden. Für das Gesamtjahr 2023 wird weiterhin ein Umsatz von 2,4 Milliarden Euro und ein Gewinn von 200 Millionen Euro angestrebt.

Die nach wie vor hohen Auftragseingänge bei Servicekranen und die enorme Nachfrage nach den Mitnahmestaplern (TMF) sorgen weiterhin für einen Wachstumskurs in Nordamerika. Um das Wachstumspotenzial der TMF-Produktlinie voll zu heben, werden die Kapazitäten erweitert. Um die bestehende Präsenz in Nordamerika weiter auszubauen, eröffneten die Österreicher im ersten Halbjahr 2023 in Schaumburg, Illinois (nahe Chicago) ein neues Regionalzentrum.

Trotz der erfreulichen Nachrichten musst die Palfinger Aktie auf Wochensicht rund 3,5 % Federn lassen. Dennoch rate ich Ihnen: Bleiben Sie dabei! Die Aktie ist günstig bewertet und wird zulegen, sobald der aktuelle Konjunkturpessimismus aus dem Markt gehen wird.

Meyer Burger verzichtet zunächst auf Ausbau des Europa-Geschäftes

Die Schweizer wollen nicht, nachdem die EU bei den Fördergeldern und Subventionen geizig ist. Die USA bieten da momentan einfach mehr an. So hat Meyer Burger letzte Woche bekannt gegeben, ein Werk für Hochleistungs-Solarzellen in Colorado Springs zu eröffnen. Mit einer anfänglichen Kapazität von zwei Gigawatt Solarzellen pro Jahr wird das neue Werk voraussichtlich ab 2024 den nordamerikanischen Markt beliefern.

Schmerzlich ist das für den Standort Europa, insbesondere Deutschland, da für den schnellen Produktionsstart in den USA einige Maschinen aus Deutschland abgezogen werden. Wir dürfen freilich davon ausgehen, dass die Schweizer und die EU schon noch zusammenkommen werden. Schließlich hat sich Meyer Burger erfolgreich um Gelder aus dem EU-Innovationsfonds beworben. Und die werden die Eigenossen sicherlich nicht in Brüssel verderben lassen.

Preisdruck im europäischen Solarmarkt wirkt sich negativ aus
Meyer Burger hat in der ersten Jahreshälfte ein Produktionsvolumen von rund 300 Megawatt erreicht. Negativ auf die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr wirkt sich der Preisdruck aus, der vor allem durch das chinesische Überangebot auf den Märkten entstanden ist, insbesondere im derzeit nicht regulierten Solarmarkt der EU. Das steht auf der Habenseite: Die Solarzellenhersteller dürfen damit rechnen, dass Wafer – also ein wichtiges Vorprodukt – nächstens billiger wird. Angeblich wirken sich diese Preissenkungen schon im laufenden Quartal ergebnisseitig günstig aus.

Für das zweite Halbjahr 2023 erwartet Meyer Burger dennoch eine herausfordernde Marktsituation. Das Unternehmen hat daher die Vertriebs- und Marketingaktivitäten in allen Märkten deutlich verstärkt.

Fazit: Es ist ein harter Kampf der Meyer Burger gegen die staatlich gestützten Massenhersteller aus China. Aber Brüssel und Washington sorgen zunehmend für Waffengleichheit. Außerdem haben die Schweizer nach meiner Einschätzung gemessen an der Qualität eine der stärksten Zellen im Markt. Und, das ist nicht neu: Solarzellen werden gebraucht.

Die Aktie der Meyer Burger bleibt ergo ohne Wenn und Aber im Depot.