Märkte nach US-Inflationsdaten verhalten

Der Dax konnte gestern zwar kurzfristig die psychologische Marke von 16.000 Punkten überschreiten, aber nicht nachhaltig halten. Der EuroStoxx drehte schon kurz vor der Marke von 4.700 Punkten ab. Auf Wochensicht konnte der europäischen Indes jedoch zumindest um 1,8 % zulegen. Im gleichen Zeitraum tritt der deutsche Leitindex auf der Stelle. Aus den USA wurden über die Woche mit Spannung die US-Inflationsdaten erwartet. Gestern war es nun so weit.

Die Inflation stieg in den USA leicht an. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli um 3,2 Prozent nach 3,0 Prozent im Juni. Zugleich fiel jedoch die Kerninflation von 4,8 auf 4,7 Prozent. Bei dieser Rate werden volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Die Kennziffer lässt Rückschlüsse auf die grundlegenden Inflationstrends zu und ist für die Fed daher ausschlaggebend. Nach Veröffentlichung der Zahlen legten die Börsen in Europa und USA erst auch einmal zu.

Nach widersprüchlichen Aussagen von Seiten der FED machte sich unter den Anlegern die Unsicherheit breit, ob nicht doch im September eine weitere US-Leitzinsanhebung ansteht. Folglich sackten die Märkte ab. So dürften nach Direktorin Michelle Bowman noch weitere Zinserhöhungen notwendig sein, um die Inflation zu zähmen. Der Chef des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, sah zuletzt hingegen keinen Bedarf mehr für Erhöhungen.

Das Europadepot konnte auf Wochensicht leicht zulegen. Ausschlaggebend waren hierbei die Positionen Wacker Chemie, CD Projekt und UBS mit einem Anstieg von jeweils über +2 %. 

Wacker baut Produktion von Chlorwasserstoff für Halbleiterindustrie aus

Am Standort Burghausen wurde letzten Monat eine neue Anlage zur Herstellung von Chlorwasserstoff für Ätz- und Reinigungsmittel in Betrieb genommen. Mit dem Kapazitätsausbau stärkt der Chemiekonzern sein Portfolio für die Halbleiterindustrie. Für Wacker Chemie dürfte es ein sehr gutes Geschäft werden. Unter anderem, da in den letzten Jahren viele Wettbewerber aus Kosten- und Qualitätsgründen aus der Produktion von Chlorwasserstoff ausgestiegen sind. Hinzu kommt die steigende Nachfrage von Seiten der Halbleiterindustrie, das derzeit hierzu geführt hat, dass hochreiner Chlorwasserstoff Mangelware ist.

Diese Nachricht hat die Analysten das Finanzhaus Berenberg nicht restlos überzeugt, aber die Einschätzung auf Halten belassen mit einem Kursziel von 135,00 Euro. Deutlich zuversichtlicher ist die UBS. Die Schweizer haben das Kursziel von 155,00 Euro auf 160,00 Euro angehoben und die Einstufung auf Kaufen belassen.

Die Ausweitung der Produktion von Chlorwasserstoff ist eine schöne Sache, aber treibt den Gewinn von Wacker nicht in ungeahnte Höhe. Hier sehe ich mehr die strategische Ausrichtung beim Wachstumsmarkt Halbleiter (Chipherstellung) verstärkt mit Produktionsmitteln dabei zu sein. Wir halten weiterhin an Wacker Chemie fest.  

CD Projekt ist überbesetzt und zieht die Reißleine

Das polnische Entwicklerstudio hat zu viele Mitarbeiter in der Vergangenheit eingestellt. Nach der Umstellung auf die vorgestellte Unternehmensstrategie von 2022 mit projektorientierten und effektiven Teams 7 neue Computerspiele zu entwickeln, hat sich dies herauskristallisiert. So müssen rund 100 Mitarbeiter, also etwa 9 %, nun gehen.

Nach CEO Adam Kiciński ist es nicht nur wichtig die besten Leute, sondern auch die richtigen Teams für das jeweilige Projekt zu haben. Und Projekte hat das Unternehmen gerade genug. So wird derzeit unter dem Codename Polaris ist Witcherserie weiter vorangetrieben, als Auftakt zu einer Trilogie. Beim neuen Studio in den USA soll wiederum Orion entwickelt werden. Somit das Cyberpunk-Franchise fortgesetzt werden. 

Eine Straffung des Teams ohne Projekte zu verschieben oder einzustellen können wir nur unterstützen. Werden alle geplanten 7 Spiele rechtzeitig fertig, wird und CD Projekt noch viel Freude machen. Bleibe weiterhin vorsichtig und rate erst einmal nur an der Aktie festzuhalten.

UBS: Fahrplan für die übernommene Credit Suisse wird klarer

Gerade das Investmentbanking der Crdit Suisse, das in den vergangenen Jahren immer wieder für hohe Verluste verantwortlich war, macht der UBS sorgen. Seit der Übernahme der Credit Suisse wurde immer wieder betont, dass das hinzugekommene Investmentbanking deutlich zurückgefahren werden soll. Anfang der Woche hat nun die UBS konkrete Pläne vorgelegt.

So werden 80 % der Hongkonger Investmentbanking Mitarbeiter ihren Job verlieren. Derzeit sind in Honkong mit rund 100 Angestellten die meisten ehemaligen Credit Suisse Investmentbanker angesiedelt.

Dies ist erst der Anfang. So soll nach Angaben des „Brazil Journal“ das Immobiliengeschäft der Credit Suisse in Brasilien veräußert werden – Portfoliowert rund 1,8 Mrd. Schweizer Franken. Ende August dürfte die UBS im Rahmen der Veröffentlichung der Quartalszahlen weitere Informationen zur Integration der Credit Suisse preisgeben. Interessant hierbei werden die Pläne für das Schweizer Geschäft der übernommenen Bank.

Der Umbau geht voran. Es ist eine Mammutaufgabe, doch habe ich den Eindruck, dass die UBS erst einmal alles richtig macht. Da bleiben wir gerne dabei.